
CLAUDIA NEUHAUS
1980 in Dresden geboren.
2001 Studium der Philosophie, Soziologie und Logik (LMU München).
2002 Beginn des Studiums an der Bauhaus-Universität Weimar.
2009 Diplom im Fach Visuelle Kommunikation mit Schwerpunkt künstlerische Fotografie bei Caroline Hake.
2024 Meisterklasse der Ostkreuz-Schule für Fotografie.
Lebt und arbeitet seit 2009 in Berlin.
OIKOS/EDEN, 2020-25
Der fotografische Teil der Arbeit ist eine Typologie von Hecken, die ich während der
Corona-Zeit in Eden bei Oranienburg fotografiert habe und im Rahmen der Ausstellung in
einer reduzierten Auswahl gezeigt wird. Eden ist eine seit 1893 existente
Lebensreformsiedlung im Norden Oranienburgs, die bis heute alle Zeiten überdauert hat.
Ich habe 2020/21 für über ein Jahr dort gelebt und empfand die Siedlung wie in einer Art
Dornröschenschlaf, einer offenen Zukunft entgegen schlummernd, mit dem alternden
Polster der lebensreformerischen Ideen, die hier in großer Blüte standen und sehr
umfassend gelebt wurden. Viele Aspekte der Edener Geschichte sind noch nicht oder nur
unzureichend geborgen, wennauch vieles im Edener Museum dokumentiert und archiviert
ist. Auf meinen Spaziergängen über die Erdwege durch die stille Siedlung habe ich eine
Großzahl der Hecken dokumentiert, die über die Zeit um nahezu alle der sehr weiträumigen
Grundstücke gewachsen sind.
Der zweite Teil der Arbeit ist ein installativer: Ein Raum, zwei Tische, zur Tafel
aneinandergerückt, jeweils bedeckt mit blütenweißen Tischtüchern, daran zwei Sitzmöbel,
jeweils an den Stirnseiten. In die Tischtücher ist je ein Spruch eingestickt, mit weißem Garn
und in Fraktur gesetzt, dem der Leser nach Platznahme am Tisch nachsinnen kann. Die
Sprüche lehnen sich in ihrer Erscheinung der gebrochenen Schrift an traditionelle
Stickereien von Aussteuerwäsche oder Ziersprüchen auf Küchentextilien an. Ihre Herkunft ist
anderer Art, sie liegt sowohl im Biblischen als auch im Gedankengut von Jiddu
Krishnamurti. Die biblischen wie auch Krishnamurtis Exzerpte verbinden sich in zeitlosen
Weisheiten über das (zwischen)menschliche Dasein. Die biblischen Sprüche stehen für
unsere westlich christliche Kultur, Krishnamurtis Weisheiten können zunächst dem
fernöstlichen Denkraum zugeordnet werden. Da Krishnamurti in seiner Jugend eine
umfassende westliche Bildung durch die damalige Theosophische Gesellschaft erfahren hat
und während seiner Lebenszeit mehrheitlich Weltenwanderer war, stehen sie unseren
Denkräumen ganz nah und öffnen zeitgleich einen globalen Erfahrungsraum.
Rauminstallation mit Fotografien:
– je 2 Archive Pigment Prints à 80 x 100 cm, auf Japan Kozo Papier auf Aludibond,
gerahmt; 1 Textilprint à 180 x 220 cm, auf 260 g Recycling-Polyester-Gewebe
– zwei Tische à 120 x 80 cm
– zwei Sitzmöbel
– zwei Tischdecken mit Stickereien
– ein Stapel mit gefalteten Tischtüchern, bestickt
– ein Tischtuch als Wandbehang, bestickt
– ein Türvorhang